©Diana Menestrey S.
Wir sitzen im Kino Filmpalette in Köln und lauschen den Eröffnungsworten Gudrun Parzichs, eine der Veranstalter_innen des fünften Dokfenster Kölns. Neben ihr steht die Filmemacherin Diana Menestrey. Zwischen, neben und vor uns sitzen Jugendliche aus der neunten Klasse. Sie rascheln, quatschen und müssen kurz abklären, in wie weit sie hier essen und trinken dürfen, bevor Diana sie mit ihrer sympathischen, offenen Art direkt in eine Diskussion über ihre Namen und deren Herkünfte verwickelt. Die Besonderheit an der Veranstaltungsreihe Dokfenster Köln lässt sich hier direkt erleben. Durch die anwesenden Filmemacher_innen bekommen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit zu verstehen, wie die Filme, die sie konsumieren, überhaupt entstehen.
Diana Menestrey zeigt ihren Film „Owami – I am“ – ein Film über die Bedeutung der Vornamen in einem Dorf in Namibia. Dort können die Menschen weder Lesen noch Schreiben. Und die Namen dienen nicht nur der Ansprache…
„Opuwo, das Dorf in Nordwest Namibia, wo ich gezeltet habe, hat mich auf den ersten Blick sehr beeindruckt. Viele Stämme, die man aufgrund ihrer einzigartigen Ornamente und Kleidung unterscheiden konnte (Damaras, Hereros, Himbas, Namas…) liefen gemischt auf der Straße, stolz auf ihre Unterschiedlichkeit und ihre Tradition. Diese Natürlichkeit und Toleranz des Anderssein hatte ich nie in dieser Form vorher erlebt.“
In ihrem Film begleitete Diana mehrere Dorfbewohner_innen der Himbas und sprach mit ihnen über Bedeutung ihrer Namen und erfuhr somit viel über die Geschichte des Ortes und Namibias. Ihre Vornamen funktionieren als mündliche Geschichtsbücher, ähnlich wie bei uns Geschichten aus der Vergangenheit in Büchern zu lesen sind. Sie erzählen von Ereignissen, die in der Zeit der eigenen Geburt passiert sind oder von Situationen aus der eigenen Familie. Eine junge Frau trägt den Namen Kaurandua. In dem Namen ist die weise Aussage versteckt, dass man nach dem Tod kein neues Leben kaufen kann.
Ein junger Mann heißt Rimunikavi, ein Vorname, der eigentlich eine Frage ist – Wie steht es um die Zukunft des Landes? Wie wird es sich entwickeln? Der junge Mann ist in der Zeit der Unabhängigkeitskämpfe in Namibia geboren. Durch seinen Namen beschäftigt er sich heute oft mit der Zukunft seiner Heimat.
Es gibt aber auch unterhaltsame Namen. Eine ältere Frau heißt Mukamberenge. Übersetzt bedeutet der Name, dass sie die Frau von Doktor Berenge ist. Ihre Mutter war bei ihm bis zu ihrer Geburt in Behandlung. Doktor Berenge war so begeistert von ihrer Mutter, dass er sie gebeten hat, ihre Tochter nach ihm zu benennen. So erzählen sie auch, dass Mukamberenge mit einem weißen Mann verlobt war, bevor sie geboren worden ist.
Diana hat für den Film zwei Monate in einem Zelt in der Wüste gelebt mit Löwen, Skorpionen und der schwarzen Dunkelheit. Zusammen mit ihrem Bruder, der schon länger in dem Dorf forschte, konnte sie an dem Leben der Himbas teilhaben. Auch der Medizinmann der Dorfes heilte ihren ersten Skorpionenbiss erfolgreich mit einem heißen Messer.
Um in Kontakt mit den Dorfbewohner_innen zu kommen, hat Diana Personen und Situationen vor Ort gezeichnet. So konnte sie ohne Sprachkenntnisse in den ersten Kontakt treten. Oft hat sie ihnen erst mal nur ihre Zeichnungen geschenkt, um später ein Gespräch zu ermöglichen.
„Auch geben Zeichnungen in Dokumentarfilmen der Geschichte noch etwas viel persönlicheres und Du bist näher am Geschehen dran, als nur mit der Kamera.“
Aktuell arbeitet Diana an dem Zeichentrickfilm „Aus dem Wasser“. Dort begibt sich ein Mensch auf die Suche nach seiner Herkunft. Ein dokumentarisches Projekt mit dem Thema Angst bei Kindern ist in der Recherchephase. Für eine kolumbianische Dichterin animiert sie gerade Gedichte, die über die Gewalt in Kolumbien erzählen. Auch ist sie zusammen mit Vamos Animation Studio als Co-Produzenten gerade in der Finanzierungsphase für einen langen animierten Film der spanische Regisseurin und Animatorin Isabel Herguera.
Hier kommt ihr zum Film: https://vimeo.com/105815118/55f189bbed