Wie sieht die Kulturförderung der Zukunft aus?

Eine Interviewreihe für die Bürger*innen und Kulturschaffenden der Stadt Bonn zur Bundestagswahl 2017.

Drei Fragen an vier Direktkandidat*innen. Die Interviews geben sehr unterschiedliche Ideen und Zukunftsvisionen für die Stadt Bonn sowie Eindrücke über das kulturelle Leben wider. Gesprächsbereit waren nach zeitlicher Reihenfolge SPD, Die Linke, B’90 die Grünen und CDU.

Die Reihe eröffnet Ulrich Kelber, Bundestagsabgeordneter und Direktkandidat der SPD. Ulrich Kelber ist seit 1985 in der Partei aktiv. Er vertritt die Stadt Bonn im Bundestag. Seit 2013 ist er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz.

Was bedeutet für Sie kulturelle Vielfalt?
Ulrich Kelber: Ich fand mal einen Vergleich sehr schön. „Kulturelle Vielfalt ist für eine Stadt so wichtig, wie die biologische Vielfalt für die Natur.“ Eine Quelle für Kreativität. Kultur bindet Menschen ein und ermöglicht ihnen auch sehr verschiedene Lebensentwürfe zum Ausdruck zu bringen.

Viele Gelder fließen in die touristischen „Attraktionen“ der Stadt, wie das Beethovenfest oder die Oper und gefährden die kulturelle Vielfalt und den Erhalt Bonns, als eine Stadt mit einer vielfältigen und freien Kulturszene.
Würden Sie diese Aussage unterstreichen?

Ulrich Kelber: Die Pflege des Beethovenerbes gefährdet aus meiner Sicht die kulturelle Vielfalt in Bonn nicht. Man müsste sogar noch mehr tun. Ich habe vorgeschlagen das Beethovenfest mit finanzieller Unterstützung von Bund und Land zu einem internationalen Ereignis zu machen. Sodass es durchaus vergleichbar mit den Wagner Festspielen oder dem Salzburger Musikfestival ist. Ähnlich, wie in Bayreuth, wäre es eine Veranstaltung von Bund und Land. Der Austragungsstandort muss sich natürlich beteiligen, aber keineswegs in einem höheren Maßstab, als heute. Bayreuth beteiligt sich mit rund 1,1Millionen und das Beethovenfest heutiger Art steht für die Stadt Bonn bei ca. 1,5Millionen Euro.
Die Kommunalpolitik in Bonn muss natürlich aufpassen, dass in ihrem Kulturetat auch Geld reserviert ist für die freie Kulturszene. Für Orte, wo kulturelle Vielfalt gelebt werden kann und auch immer für Neueinsteiger. Das Geld darf nicht nur unter den Etablierten aufgeteilt werden.

Mit welchen Maßnahmen würden Sie die kulturelle Vielfalt der Stadt sicherstellen wollen?
Wo sehen Sie ggfs. eine andere politische Handlungsmöglichkeit?

Ulrich Kelber: Ich will einen Beitrag als Bonns Bundestagsabgeordneter leisten. Die Stadt Bonn, die Bundesstadt hat natürlich besondere kulturelle Aufgaben und auch die UN Stadt hat besondere kulturelle Aufgaben. Insgesamt sind die Kulturausgaben in einer akzeptablen Höhe für eine 300.000 Einwohner Stadt. Aber diese Aufgaben, die wir als Bundesstadt und UN Stadt haben, die möchte ich vom Bund anerkennen und unterstützen lassen. Deswegen habe ich vorgeschlagen, dass wir aufbauend auf das Berlin-Bonn Gesetz ein Bonn Vertrag abschließen. Dieser Vertrag soll verschiedene Dinge regeln, aber insbesondere welche Aufgaben übernimmt eigentlich Bonn für nationale Politik als Kompetenzcluster, was gehört dazu an Infrastruktur, an Kultur und vieles mehr. Das würde der kommunalen Kulturpolitik wieder etwas mehr Spielraum verschaffen.

Ich brauche Gelder für die freie Kulturszene. Damals die Debatte zur Rheinkultur ist so ein Beispiel. Ich kann da nicht alles Mögliche einsparen. Ich kann nicht ewig debattieren, während parallel Musikangebote mit ganz anderen Beträgen gefördert werden. Man muss darauf achten, dass man Räume für freie Kultur behält.
Eine Stadt, wie Bonn ist eng und dicht bebaut. Jeder Grundquadratmeter ist unglaublich viel Wert.
Wo sind eigentlich die Stellen wo aufgetreten werden kann, wo experimentiert werden kann, wo ausgestellt werden kann? Und das zu akzeptablen Preisen?

Eine Kulturpolitik muss auch solche Sachen im Blick haben. Und ganz wichtig ein Kulturhaushalt darf nicht so festgefroren sein, dass neue aufstrebende Kräfte über Jahre nicht in den Genuss von Förderung und Unterstützung kommen. Es muss auch immer wieder Platz geschaffen werden für Neue, sonst stirbt Vielfalt auch aus.

 

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